Chor der Johanniskirche

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Die Musik ist eine Gabe und ein Geschenk Gottes

Die „Wittenberger Nachtigall“: so wurde Martin Luther seiner vielen Lieddichtungen wegen genannt. Und Luther selber war der Meinung: „Die Musik ist eine Gabe und ein Geschenk Gottes; sie vertreibt den Teufel und macht die Menschen fröhlich.“ In seinem Werk als Komponist und Lieddichter hat er die reformatorischen Glaubenssätze zu Musik verdichtet. Seine Lieder sowie die seiner Anhänger entfalteten große Wirkung bei der Ausbreitung der Reformation.

Das gemeinsame Singen und Musizieren ist bis heute ein besonders lebendiger und attraktiver Teil des evangelischen Gemeindelebens. Die Bedeutung dieser Kultur für die musikalische Bildung - wie auch für die Bildung im Allgemeinen - ist nicht zu unterschätzen. Verblüffend aktuell klingt in dieser Hinsicht Luthers Plädoyer für den Wert der Musik:„Wer diese Kunst kann, der ist von guter Art, zu allem geschickt. Man muss die Musik unbedingt in den Schulen behalten. Ein Schulmeister muss singen können, sonst sehe ich ihn nicht an. Das hätte dem heutigen Neurobiologen und Hirnforscher Gerald Hüther gar gut gefallen. Und noch eines stand für Martin Luther fest: Die Musik „ist die beste Labsal für einen betrübten Menschen!“
Im Jahr des Reformationsjubiläums widmet sich die Kantorei an St. Johann (gemeinsam mit dem Chor der Gethsemane-Gemeinde Frankfurt) im Juni, zum Johannisfest, den Chorälen Martin Luthers – beziehungsweise ihrer Vertonungen in den Werken von Johann Sebastian Bach – und des späteren Bach-Wiederentdeckers Felix Mendelssohn Bartholdy. Bachs Choralkantate „Christ unser Herr zum Jordan kam (BWV 7) entstand 1724 – zum Johannistag, dem 24. Juni. Sie gehört zum so genannten „Choralkantaten-Jahrgang“. Bach hatte in seiner zweiten Amtszeit an der Thomaskirche in Leipzig damit begonnen, für alle Sonn- und Feiertage des Kirchenjahres einen Kantatenzyklus zu schaffen. Die Basis dafür bildete jeweils das Hauptlied des betreffenden Tages.
Die Beschäftigung mit den Werken Bachs, vor allem im Zusammenhang mit der Wiederaufführung der Matthäus-Passion im Jahr 1829, brachte Felix Mendelssohn dazu, sich intensiv mit auch mit dessen Kantaten zu beschäftigen. Sie regten ihn an zu eigenen geistlichen Werken, und dies schon in jungen Jahren. Dafür meine er sich gar in einem Brief an Eduard Devrient rechtfertigen zu müssen; am 13. Juli 1831 schrieb er: „Und dass ich gerade jetzt mehrere geistliche Musiken geschrieben habe, das ist mir ebenso Bedürfnis gewesen, wie’s einen manchmal treibt, grade ein bestimmtes Buch, die Bibel oder sonst was, zu lesen, und wie es Einem nur dabei recht wohl wird. Hat es Ähnlichkeit mit Seb. Bach, so kann ich wieder Nichts dafür, denn ich habe es geschrieben, wie es mir zu Muthe war, und wenn mir einmal bei den Worten so zu Muthe geworden ist, wie dem alten Bach, so soll es mir umso lieber sein.“
Und „um so lieber“ ist es nun auch uns, die wir vier dieser Choralkantaten von Felix Mendelssohn zum Johannisfest aufführen. „Ac h Gott, vom Himmel sieh darein“ ist Luthers Paraphrase des 12. Psalms. Mendelssohns Vertonung besteht aus vier Sätzen: dem Eingangschor, in dem die Choralmelodie vorgestellt wird, einem Bariton-Rezitativ, einer Bariton-Arie mit Streicherbegleitung und dem Schlusschor, in dem wiederum die Choralmelodie auftaucht, neben dem Anfangsmotiv des Eingangschores. Diese dramaturgisch durchdachte Kompositionsweise verwendet Mendelssohn später übrigens auch für sein Oratorium „Paulus“ (das am 6. November in der Johanniskirche erklingen wird).
Die Kantate „Wir glauben all an einen Gott“ begann Mendelssohn als erste der Kantaten über Luther-Texte. Er erwähnte sie Ende 1838: „…aber eine grosse Fuge mache ich ,Wir glauben all‘…“ Das „Christe, du Lamm Gottes“ Martin Luthers ist als deutsches Agnus Dei eng mit dem Gottesdienst verbunden. Es bildet sowohl im Text als auch in der Melodie die Basis für Mendelssohns Bearbeitung. Die einsätzige Komposition „Verleih uns Frieden gnädiglich“ ließ Mendelssohn erst acht Jahre nach ihrer Fertigstellung in Druck gehen. Luthers Text von 1529 nach der Antiphon „Da pacem, Domine“ (EG 421) wurde mit einer ganz neuen Melodie unterlegt. Ihre Orchesterbegleitung ist vor allem durch den warmen Tonfall der Celli und Bratschen charakterisiert.
Brigitta Hermann
Aufführungen:
Sonntag, 18. Juni 2017, 10 Uhr in der Gethsemane-Gemeinde Frankfurt (Auszüge in der Orgelfassung)

Sonntag, 25. Juni 2017, 18 Uhr
Konzert zum Johannisfest
Chor der Johanniskirche, Chor der Gethsemane-Kirche Frankfurt
Leitung Dekanatskantor Bernhard Zosel


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